Schön heiß, schön knackig
Papa Caliente kann’s noch: Geburtstags-Gig im Fürther Stadtpark
FÜRTH - Heiße Pommes oder heißes Eisen – so könnte man „Papa Caliente“ übersetzen. Dass die Herren der Fürth-Nürnberger Latin-Jazz-Band gleichen Namens auch nach 30 Jahren noch für ihre Musik brennen und auf der Bühne ordentlich schwitzen, bewiesen sie beim Jubiläumsauftritt auf der Freilichtbühne im Stadtpark.
Urlaubsgefühle auf der Freilichtbühne: Papa Caliente — hier Band-Urvater Achim Goettert am Saxofon und Trompeter Sebastian Strempel — beförderte alte und neue Fans per Gute-Laune-Ticket in karibische Gefilde. © Foto: Tim Händel
So lange hält kaum eine Combo. Eine 30-jährige Geschichte ist selten in der Musikbranche. Klar gab es diverse Umbesetzungen, aber auf alle Fälle gehören Saxofonist Achim Goettert und Bassist Harald Weigel zu den Urgesteinen. Auch einen Betriebsausflug nach Jamaika hat die Truppe vorzuweisen – beziehungsweise eine Umbenennung in „Papa Skaliente“.
Der Weg führte also von Latin Sounds und Salsa zu Ska. Die Erweiterung um einen Reggae-Sänger war erfolgreich, doch mittlerweile ist man wieder bei den Wurzeln angekommen. Und die sind deutlich jazziger, wie das gut besuchte Jubiläumskonzert demonstriert. Goettert weiß wirklich, worum es bei dieser Musik geht; er kreiert knackige Melodielinien, hat ein tolles Timing und einen warmen, reichhaltigen Sound. Sein Saxofon passt so gut zu Samba, Calypso, Tango, Cha Cha, Rumba und Salsa, dass der Zuhörer nur staunen kann. An Goetterts Seite spielt Weigel seine brillante Technik aus. Der Mann arbeitet wie ein Wilder.
Zusätzlichen Drive geben der Band zwei Perkussionisten: Roman Seehon und, als Gast, Klaus Mages aus Köln. Teils lassen sie es perkussiv klopfen und hämmern, dann wiederum verstehen sie das Schlagzeug als melodisches Instrument mit swingendem, konstant weichem Groove, der die Latin-Rhythmen geschickt einbaut. Am Keyboard sitzt Günter Schmuck, der sich jeder Note sorgfältig annimmt, auf traditionellen Ballast und Mätzchen verzichtet und mit seinem schlanken, klaren Stil überzeugt.
Über allem schwebt die Trompete von Sebastian Strempel, abwechslungsreich, verträumt bis leidenschaftlich und exzellent geeignet für Unterhaltung, Tanz plus gute Laune. Richtig warm wird es im Stadtpark, das zahlreich erschienene Publikum wähnt sich irgendwo im Süden und genießt das Leben in vollen Zügen. So kann es gerne die nächsten 30 Jahre weitergehen, für die „Papas“ wie für die Zuhörer. Handgemachte, anspruchsvolle Livemusik auf diesem Niveau ist schließlich selten genug.
VON CLAUDIA SCHULLER |
NÜRNBERGER NACHRICHTEN,
15. Oktober 2004
Wiederhören
mit alten Weggefährten
20 Jahre Papa Caliente: Die Formation feiert in der Nürnberger
Tafelhalle Geburtstag
„Papa Caliente“ wird 20. Inzwischen heißt die angesagte
Latinband der 80er Jahre „Papa Skaliente“ und konzentriert
sich vor allem auf jazzigen Ska und Reggae. Mit 20 Musikern, die allesamt
seit der Urbesetzung bis zur aktuellen Formation dabei waren, feiert
die Band heute Abend ab 20 Uhr in der Nürnberger Tafelhalle.
Wenn der Saxophonist Achim Goettert und seine Mittäter heiße
Rhythmen und Bläsersätze aus dem lateinamerikanischen Hexenkessel
in Bewegung bringen, werden selbst Dauergrantler zu Partyhaien. Seit
einem Jahr ist die Stilpalette noch bunter geworden: Als „Papa
Skaliente“ spielt die nun um Sänger Poppa Double U erweiterte,
etwas andere Dancefloor-Band auch Ska — und Songs von den berühmten
„Skatalites“ oder dem „New York Skajazz Ensemble“.
Denn selbst wenn die Tanzbarkeit der gecoverten und auch eigenen Songs
im Vordergrund steht: Jazz als komplexe Improvisationskunst spielt eine
durchaus charakteristische Nebenrolle beim neuen Soundgemisch. Das kann
man bald auch als Konserve genießen: Auf der brandneuen Scheibe
„Skajazz“, die möglichst schon zum großen Bandjubiläumsfest
auf dem fränkischen Label „Bibi Africa“ erscheinen
soll. Bei der Party gibt es dann auch ein fröhliches Wiederhören
mit den 20 Bandmitgliedern, die von Gründungstagen an mitgespielt
haben. Etwa mit dem Kölner Schlagzeuger Klaus Mages, bekannt mit
den „Pata Masters“. Oder mit dem Berliner Trompeter und
Sänger Martin Klingeberg, der an der „Schaubühne“
Karriere gemacht hat. Mit dem Nürnberger Gitarristen Hans Grasser
oder mit dem Münchner Italiener Roberto Mandruzzato, dessen Posaune
ebenfalls zur allerersten Stunde von „Papa Caliente“ schon
im Einsatz war.
Die besten Songs aus 20 Jahren Bandgeschichte stehen auf dem Programm:
Von Tito Puente, Dizzy Gillespie, Thelonious Monk oder Marty Sheller,
Mario Bauza und Cal Tjader. So hat man die wohl einmalige Gelegenheit,
die „alte“ und die „neue“ Truppe um Achim Goettert,
den rührigen Musiker, Wahl-Zirndorfer, Galeristen und künstlerischen
Leiter der inzwischen eingestellten „Gostenhofer Jazztage“,
an einem Konzertabend zu hören. Übrigens: Aus dem Spanischen
übersetzt heißt „Papa Caliente“ soviel wie „heißes
Pommes Frite“, in der Slangsprache meint man damit auch „schnurz
und schnuppe“. Na, da kann man ja schon mal die Knie ölen
— für die nächsten 20 Jahre. . .
Anja Barkhausen
|
NÜRNBERGER ZEITUNG,
15. Oktober 2004
. Zwanzig - das ist für
einen gestandenen Papa kein Alter. Für Papa CalientePapa Caliente
feiert seinen 20. Geburtstag schon, denn es handelt sich um eine Jazzband
mit Schwerpunkt Latin und Salsa.
Saxophonist Achim Goettert,
einer der Initiatoren und außer dem Bassisten Harald Weigel der
Einzige aus der ursprünglichen Formation, betont, dass „wir
unsere Musik zwar weiterentwickelt haben, aber die Basis bestehen bleibt“.
Seit zwei Jahren spielen die Musiker (wahlweise Quartett oder Septett)
auch Ska (Papa Skaliente), was aber der ursprünglichen Intention
keinen Abbruch tut: „Wir wollten“, sagt Goettert, „schon
immer ein tanzbares Jazz-Programm bieten.“
Ska, diese karibische Art
von Tanzmusik, sei da nur eine logische Ergänzung. Dass man die
Formation nicht gerade oft öffentlich zu Gehör bekommt, liegt
nicht an mangelnder Spielfreudigkeit, sondern an zu wenigen Angeboten.
Und daran, dass Jazz im öffentlichen Bewusstsein halt immer schlechtere
Karten hat.
Ein Problem des Jazz sei
das zunehmende Alter, sowohl des Publikums als auch der Musiker. „Was
nachkommt, hat kein Charisma“, bringt Goettert das Problem auf
den Punkt — wie allerdings junge Musiker ohne öffentliche
Auftrittsmöglichkeiten zu Charisma kommen sollen, weiß auch
er nicht.
„Leichtfertig und verantwortungslos“
nennt Goettert den Umgang der Stadt Nürnberg mit dem Festival „Jazz
Ost West“: Das sei ein „sträflicher Verzicht auf die
internationale Ausstrahlung der Stadt“. Zu den Gostenhofer Jazztagen,
deren künstlerische Leitung er einst hatte, sagt er: „Wenn
man mit immer weniger Geld die Qualität halten soll, ist das irgendwann
nicht mehr möglich.“ Und er gibt zu, kein kalt kalkulierender
Kulturmanager zu sein, sondern auf die Umstände, unter denen die
Musiker auftreten müssen, zu achten. Schließlich will er,
der Musiker, nicht unter seinen eigenen Ansprüchen bleiben.
Heute also wird Papa Calientes
Geburtstag mit flotten und durchaus tanzbaren Rhythmen und etlichen
Musiker-Gästen gefeiert. Die CD, die zu diesem Jubiläum herauskommen
sollte, wird nicht ganz fertig sein - da gibt es Probleme mit dem Cover.
Wer sich trotzdem einen Eindruck von dieser Band verschaffen will, kann
das im Internet unter www.act.art tun. Dort gibt es auch Hörbeispiele.
Friedrich G. Stern
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