musikprojekte

ZENGÖ 19

ALL THAT BLUES


13 BLUESDUETTE VON A BIS A
für SAXOPHONE und andere Instrumente

komponiert von Achim Goettert

"Das wohltemperierte Bluessaxophon" (Bert Noglik)

Die dreizehn Bluesduette ZENGÖ 19 entstanden im April 1991, genauer am 1. April abends (ad1 und 2), der Rest am darauffolgenden frühlingslauen und sonnigen Tag oberhalb des Gehöftes "Zengö 19" des Bildhauers Botond. Von Botond stammen auch die Zeichnungen im Heft. Der Zengö ist der höchste Berg des Mescek, eines Gebirgszugs im Süden Ungarns.

Die Stücklein sollen den Blues interessierten Saxophonisten und anderen Instrumentalisten näherbringen, sowohl durchs Spielen und Hören, wie auch in der Improvisation. Sie sind chromatisch aufsteigend von A bis A organisiert, aber durchwegs in verschiedenen Stimmungen, Tempi, Kompositionsstrukturen und Stilistiken gehalten wie sie im modernen Jazz zur Grundlage geworden sind. Der Autor hat sich aber nicht enthalten können ein paar überraschende Wendungen und Irritationen einzuarbeiten, die die Ausführenden wach und bei Interesse halten sollen. Nichts liegt ihm ferner als Schematismus, vielmehr soll die Vielfältigkeit der Stücke darauf verweisen wie komplex mit Blues heute kompositorisch wie improvisatorisch umgegangen werden kann. Blues ist immer noch das Herz des Jazz, des hochartifiziellen aber auch der unterhaltenden Jazzmusik sowie aller Rock- und Popmusik.

Fast alle Kompositionen lassen sich nicht nur mit Saxophonen spielen, auch gemischte Blasinstrumente sind vorstellbar, selbst Gitarren, Streicher oder Saxophon/Kontrabass. Die obere Stimme ist immer die Melodiestimme, die untere übernimmt die Begleitfunktion. Die zweite Stimme ist Grooves nachempfunden, wie sie der Basslinie im Ensemble entspricht. Fast alle Kompositionen lassen sich auch als Tunes für Jazzcombos nutzen. Im ersten Teil (Bb-Notierung) stehen die Duette nach der ursprünglichen Konzeption für zwei gleichgestimmte Bb oder Eb Saxophone. Damit die Stücke auch von anderen Instrumenten oder gemischten Saxophonen gespielt werden können wurden Transponierungen nach Eb, Concert und Bass-Schlüssel hinzugefügt. Die Stücke können durch Soli über die Akkordstrukturen beliebig verlängert werden. Lediglich ad 11 und ad 13 sollten in der lapidaren Kürze der geschriebenen Komposition gespielt werden - ohne Wiederholung und Improvisation.

KELLEMES KÖRBEN ist ein schnell zu spielender Blues im typischen Hard Bop Idiom, ebenso EN NEM TUDOK, NEM SZABAD, das allerdings medium genommen werden sollte. KILATAS swingt als Funk, die Sechzehntel werden phrasiert wie sonst die Achtel im Swing. SZELEK verwendet die Coltraneschen Akkorde des Mollblues und kann sehr schnell gespielt werden. IDÖVALTAS basiert auf pentatonischen "In and Out", beginnt mit einer Improvisation und endet mit einer im Double Time. NEGY SZAIKOK stellt eine liebliche Melodie im 5/4 Groove in den Gegensatz zu einer heftigen Soundimprovisation in der Coda. Die Begleitung in MAS SZFERAK rockt wie eine Snaredrum, der dominantische Teil des Blues wird aber in einer freien Improvisation aufgerissen. Die Ballade SZERELEM verneigt sich... vor wem wohl? und geht etwas freizügiger mit der Bluesform um (2 Takte zuviel?). Auch die schnell swingende Quartenmelodie MENJ, KERLEC ist eine Verneigung, diesmal vor dem Tenorsaxophonisten Joe Farrell. ZIGAN'S CIGAR ist ein Stilbruch, etwas was gar nicht funktioniert... oder doch? Flamencoscala und -akkorde in der Bluesform. Aber am Zengö wohnten nun mal auch die Zigeuner. Eine Konzentrations- oder Meditationsübung ist MEGPIHENEK... BEN - kurz, lapidar, keine Wiederholung. Und nachts am Ende EJJEL/VEG, eine minimalistische Walzeretüde. Als Zugabe noch der Beweis, dass in jeder Tonfolge Blues ist: AZ UTOLSO POHARBAN. Jeder der an jenem Abend auf Zengö 19 Anwesenden wurde aufgefordert nach Belieben eine Note zu Papier zu bringen. Das frappierende Ergebnis ergab einen wunderschönen Groove für den Rausschmeisser - in der Tonart A!

Viel Spass beim Hören und Spielen.

sound:

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Hier können die Noten des ersten Teils eingesehen werden:

ad1 ad2 ad3 ad4 ad5 ad6 ad7 ad8 ad9 ad10 ad11 ad12 ad13

Im Heft finden sich die Transponierungen und die Zeichnungen des ungarischen Künstlers BOTOND. Es kann im shop bestellt werden.

Blues-Suite "Zengö 19"
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ALL THAT BLUES - ZENGÖ 19

wurde in vielen Konzerten vom Saxophonduo Friedemann Graef & Achim Goettert aufgeführt und im Tonstudio aufgenommen. Die CD gehörte zu den bestverkauften CDs des FMP Labels.

CD "Saxoridoo" - FREE MUSIC PRODUCTION OWN-90010

Booklet:
Artwork "Espan Nr. 42" 1980,
original size 200 x 200 cm,
by Georg Karl Pfahler

Fotos: Christian Höhn, Nürnberg

 

 

Zeitgenössische Musik -
Improvisationen und eigene Kompositionen

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Das Saxophonduo Friedemann Graef & Achim Goettert spielt eigene Kompositionen mit weitem stilistischen Background: zeitgenössische Musik, neuer Jazz, Improvisierte Musik mit weltmusikalische Einflüssen. Die Stücke besitzen eine enorme Klangvielfalt und rhythmische zupackende Strukturen mit Groove und dynamischen Improvisationen. Das gesamte saxophonistische Spektrum wird in allen Kombinationen von Bass bis Sopranino, in der Spieltechnik (Mehrklänge, Überblastechnik, Zirkular-Atmung, Kombinationstöne etc.) und im Kompositorischen ausgeschöpft. Die Blues-Suite "Zengö 19" von Achim Goettert geht chromatisch durch alle Tonarten, Stilistiken und Rhythmen des modernen Jazz, quasi "das wohltemperierte Bluessaxophon".

click for pressfoto by Christian Höhn

Saxophonduo

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Hier können die Noten des ersten Teils eingesehen werden:

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Im Heft finden sich die Transponierungen und die Zeichnungen des ungarischen Künstlers BOTOND. Es kann im shop bestellt werden.

Blues-Suite "Zengö 19"
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Friedemann Graef
geboren 1949 in Berlin und lebt dort als improvisierender und komponierender Musiker; Als Saxophonist im Jazz wurde er international bekannt, später auch als Komponist und Interpret Neuer Musik. Sowohl für kompositorische Arbeiten wie auch als Interpret erhielt er etliche Preise. Sein Schaffen umfaßt Chor- und Orchesterwerke, Orgel- und Kammermusik mit Betonung der Kirchenmusik. Neben eigenen Projekten ist er Mitglied des Berliner Saxophonquartetts.

 

Achim Goettert
geboren 1951 in Dessau und seit 1958 im Raum Nürnberg ansässig; als improvisierender und komponierender Musiker ist er mit multimedialen Projekten aus der süddeutschen Szene nicht mehr wegzudenken; Leiter eigener Gruppen von Duo bis Big Band mit internationalen Besetzungen; Organisator von Konzertreihen und Festivals (u.a. Gostenhofer Jazztage Nürnberg); 1988 Kulturförderpreis der Stadt Nürnberg.

CD "Saxoridoo" Booklet Text von Bert Noglik

"Zwei Musiker, die sich glänzend ergänzen, weil beide in den Grenz- und Übergangsbereichen zwischen den fest definierten Genres zu Hause sind, finden im Dialog zündenden musikalischen Gesprächsstoff. Gleichermaßen in Komposition und Improvisation zu Hause, wissen sie zuvor Gesetztes und im aktuellen Spielprozeß Erfundenes so miteinander zu verflechten, daß sich im Fluß der Übergänge alles zur Form fügt. Zugleich wird den Tendenzen zu Verfestigung entgegengewirkt, die Musik innerhalb der gewählten Kommunikationsmodelle geöffnet, von den Bindungen an das Fixierte befreit und ins freie Feld des Improvisierens versetzt.

Ihre Musiksprache verrät, daß Friedemann Graef und Achim Goettert mit dem Jazz verbunden sind, zumindest vom Jazz kommen, ohne sich auf dessen bekannte Idiome festlegen zu lassen. Eben deshalb vermögen sie, neue Klangbereiche zu erschließen, sich selbst und die Zuhörenden zu überraschen. Was sich in den Biographien der beiden Musiker spiegelt, offenbart auch die Klangspur ihres Duos: Beschäftigung mit Neuer Musik und europäischer Tradition, mit ethnischen Überlieferungen und zeitgenössischen Klängen im weiten Spektrum vom Jazz bis zur E-Musik-Avantegarde. Friedemann Graef und Achim Goettert versetzen all diese Erfahrungen in einen lebendigen, oft lustvollen Prozeß des Musizierens. Vor dem Background des Jazz ergeben sich so klangliche Erweiterungen, während - von der Neuen Musik aus betrachtet - avanciertes Material aus dem strengen Bedingungsgefüge des Tonsatzes befreit und in einen unndogmatischen, spielerischen Kontext versetzt wird.

Kaum ein Instrument, kaum eine Instrumentenfamilie erschien geeigneter für ein solches Unterfangen, als das Saxophon. Die Dialogsituation ermöglicht kammermusikalische Transparenz, das Klangpotential des Instrumentes eröffnet zugleich ein weites Assoziationsfeld: von Ethnosounds und der im Jazz ausgeformten Expressiviät bis zu unverwechselbarer Individualität. Friedemann Graef und Achim Goettert sind sich so weit ähnlich, daß sie intuitiv immer wieder einen gemeinsamen Nenner finden, und sie sind in ihrer Musizierhaltung doch unterschiedlich genug, um sich gegenseitig stets zu neuen Einfällen herauszufordern.

Spiel mit der Saxophonfamilie bedeutet zugleich Spiel mit den schier unendlichen Kombinationsmöglichkeiten. Im Spektrum vom Sopran- bis zum Baßsaxophon nutzt das Duo eine Vielzahl spannungsreicher Klangkonstellationen. Doch was all das von einem praktischen Kurs in Instrumentenkunde unterscheidet, ist die lebendige, den jeweiligen Kompositionen bzw. dem jeweiligen Improvisationsverlauf entsprechende Aneignung des zur Verfügung stehenden Ausdruckpotentials vom "puren" Ton bis zu Mehrklängen, Überblastechniken, Zirkularatmung und Kombinationstönen. Souverän nutzen die beiden Musiker die vielfältigen Möglichkeiten des Dialogs: Frage und Antwort, zweistimmiges Spiel, Unisono, sich frei entfaltende Linien bei gleichzeitigen Ostinati, Kanontechnik, minimalistische Verschachtelungen, Simulation von Baß und Schlagzeugfunktionen, punktuelle, gleichmäßige oder synkopierte, Swing oder Puls erzeugende Akzente bei simultaner Melodiestimme... Ein ganzer Katalog tut sich auf, der in Achim Goetterts "Zengö 19 Suite" durch alle Tonarten geführt wird. Unverkennbar von afroamerikanischen Quellen inspiriert, spiegelt sich doch zugleich auch in dieser Suite die europäische Mentalität. Kein Zufall vielleicht, daß die "Zengö 19 Suite" von Achim Goettert während eines Aufenthalt im ungarischen Pecsvarad konzipiert wurde. Der Blues bindet sich mit Bartók (nicht mit dessen Musiksprache, sondern mit dessen Haltung, sich ethnisches Material anzueignen), Jazzerfahrung verknüpft sich mit dem Wissen um die zeitgenössische Musik, das "wohltemperierte Bluessaxophon" mit dem "Mikrokosmos der Improvisation". Ein Jahr nach Entstehen der "Zengö 19 Suite". Mitte 1992, begann die Zusammenarbeit von Achim Goettert und Friedemann Graef. Beide waren auch in erweiterten Besetzungen u.a. mit dem Organisten Helmut Walz, dem Posaunisten Johannes Bauer und dem Schlagzeuger Günter Sommer zu hören, haben jedoch im Saxophonduo eine kontinuierliche und besonders enge Kooperationsbeziehung entwickelt. Bei den Titeln von Friedemann Graefs "Sweet Soil Suite" glaube ich gleichermaßen Jazzfeeling, Improvisationserfahrung und Nähe zur Neuen Musik wie auch zur europäischen Klassik und zur Alten Musik herauszuhören. Zu den Stärken des Duos zählt, all das in einen organischen Zusammenhang zu versetzen und sich spielerisch zu einer in zeitgenössischer Musik selten gewordenen Tugend zu bekennen: zur Melodiebildung. Hinzu kommt jene aus dem Jazz erwachsene physische Bewegungsenergie, die auch dann noch spürbar bleibt, wenn sie sich als kaum mehr definierbar erweist. Mit anderen Worten, dieses Saxophonduo swingt, ohne sich fingerschnipsend anzubiedern. Und manchmal klingen die beiden wie ein einziges Instrument, gelegentlich wie ein ganzes Orchester. Dabei sind sie - konzentriert oder vieldimensional - alles in einem und gemeinsam: Komponisten, Improvisatoren, Interpreten, Klangschöpfer."

 

 

 

 

 

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Friedemann Graef & Achim Goettert
CD "SAXORIDOO"

Booklettext by Bert Noglik

Here are two musicians who complement each other perfectly, because both are at home in the border and transition areas between pre-set genres and who, during their exchanges, hit upon musical material of a highly explosive nature. Being equally at home in the fields of composition and improvisation, they know how to interweave both fixed elements and those invented during the actual process of playing in such a way that everything comes together and takes shape in the flow of transition. At the same time, the tendencies towards consolidation are counteracted, the music is opened up within the framework of the chosen models of communication and is freed from the ties to the pre-established and shifted into the free area of improvising.

Their musical language reveals that Friedemann Graef and Achim Goettert have a connection to Jazz, or at least come from the Jazz tradition, without allowing themselves to be limited to its well-known idioms. For this reason precisely, they manage to discover new areas of sound, to surprise themselves as well as the listeners. What is reflected in the biographies of the two musicians is demonstrated also in the duo's 'sound' tracings: preoccupation with New Music and European tradition, with ethnic traditions and contem- porary sounds within the broad spectrum, from Jazz to Contemporary Music. Friedemann Graef and Achim Goettert transmute all these experiences into a lively, often boisterous music making process. In front of a background of Jazz, extensions of sound develop while, at the same time - seen from the angle of New Music -, advanced material is freed from the strict terms of order laid down by the composition and put in a non-dogmatic, 'playful' context.

Hardly any Instrument, hardly any family of instruments would seem more appropriate for such a venture as the saxophones. The dialogue situation allows chamber music transparency and, at the same time, the sound-potential of the instruments opens up a broad field of associations: from ethnic sounds and the expressiveness of Jazz to an unmistakable individuality. Friedemann Graef and Achim Goettert are alike in the sense that they always intuitively manage to find a common denominator; and they are different enough in their attitude towards making music to stimulate each other constantly to producing new ideas.

Playing 'with' the saxophone family means, at the same time, playing with an almost infinite number of possible ways of combining them. Within the spectrum from soprano to bass saxophone, the duo uses a multitude of sound constellations full of tension. But what distinguishes all this from a practical study course in the theory and practice of a musical instrument is the lively adaptation of the available potential for expression corresponding to the various compositions or the flow of improvisation from the "pure" sound to multiple voicings, over-blowing techniques, circular breathing and multiphonics..

The two musicians artfully employ the numerous possibilities of the dialogue: question and answer, two- voice playing, unison, freely unfolding lines with simultaneous ostinati, canon techniques, minimalist intert- wining, simulation of bass and drum functions, sporadic, regular or syncopated, swing or pulse generating accents with accompanying melody lines. A whole catalogue opens up, moving through all the keys in Achim Goettert's "Zengö 19 Suite". Unmistakably inspired by Afro-american sources, a European mentality is also reflected in this suite at the same time. It may not be accidental that the "Zengö 19 Suite" by Achim Goettert was conceived during a visit to Pecsvarad in Hungary. The Blues combined with Bartok (not with his musical language, but with his attitude towards using and adapting ethnic material), experiences in the area of Jazz connect up with the knowledge of Contemporary Music, the "well-tempered blues saxophone" ties up with the "microcosm of improvisation". The collaboration between Achim Goettert and Friedemann Graef started a year after the creation of "Zengö 19 Suite", in the middle of 1992. Both could also be heard in extended line-ups, for example with organ player Helmut Walz, trombone player Johannes Bauer and percussion player Günter Sommer, but have developed a continuous and particularly close and co-operative relationship within the saxophone duo. Listening to the titles of Friedemann Graef's "Sweet Soil Suite" I feel I am able to detect equally a feeling of Jazz, an experience in improvisation and a closeness to new Music as well as to European Classical Music and to Ancient Music. One of the strong points of the duo is to be able to transpose all this into an organic context and to admit in a playful kind of way to a virtue which has beco- me rare in Contemporary Music: the creation of melody. Added to this that special physical energy of move- ment coming from Jazz, which remains distinct even when i can hardly be defined anymore. In other words: this saxophone duo swings without that usual finger-snapping servility. And sometimes the two sound like one single instrument, occasionally like a whole orchestra. At the same time they are - focused or multidimension - both singly and collectively: composers, improvisers, interpreters, sound creators.

Bert Noglik

Translation: Isabel Seeberg & Paul Lytton

 

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